Vor Ort leben und recherchieren (statt telefonieren und online-surfen)

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«Der Publikumsaustausch findet statt, wenn man vor Ort ist. Wenn man draussen ist, an einer Veranstaltung ist, beim Apéro, mit den Menschen spricht, dann ist der Austausch natürlich da. Ich bin viel unterwegs, ich mache das auch gerne. […] Dann merkt man auch eine Relativierung des Negativtrends, der sich manchmal in den Zahlen zeigt. Dort hört man dann, ihr seid schon wichtig und so und wir möchten euch nicht missen. Und das beflügelt einen sehr.»
  • Redaktor der Zürcher Oberland Medien AG
„Wenn man Lokaljournalismus betreibt, ist man gezwungen, das lokale Gefüge gut zu kennen. Man muss den Alltag an der Seite der Politiker und der Persönlichkeiten des Ortes erleben. Sie sind fast gezwungen, vor Ort zu leben. P1* Sie lebt mitten in Nyon, in einer sehr zentral gelegenen Wohnung, sie trifft den ganzen Tag Leute, Leute, die auf die eine oder andere Weise in das lokale Leben involviert sind. Sie hört jeden Tag Dinge, wenn sie ihren Kaffee trinken oder einkaufen geht. Die Leute halten sie an, um mit ihr zu sprechen und sich ihr anzuvertrauen. P2* geht es genauso. Sie sehen, all diese Dinge sind miteinander verbunden, man muss in Kontakt sein. Lokaljournalismus ist nicht die Arbeit von Leuten, die 12 Stunden am Tag am Computer recherchieren und dann Nachrichten auf der Grundlage von Auszügen aus ihren Streifzügen durch das Internet verfassen. Sie müssen vor Ort gehen und das Land erleben. Aber es gibt heute viel Journalismus, der aus der Ferne, hinter einem Computer sitzend, betrieben wird. Ein bisschen wie bei Drohnenpiloten, die sehr weit weg von ihrem Arbeitsgebiet sind.“
  • Verantwortlicher Nyon Région Télévision, *Namen der Journalist:innen P1 und P2 anonymisiert, aus dem Französischen übersetzt

 

Wer für ein lokales Medium arbeitet, soll die lokale Bevölkerung und die lokalen Stakeholder persönlich kennen. Lokaljournalismus ist kein reiner Schreibtischjob – es ist wichtig, sich bei Interviews, Recherchen, aber auch bei gesellschaftlichen Anlässen zu zeigen und zu vernetzen. Dies geht am besten, wenn man selbst in der Gegend wohnt. Wer vor Ort lebt und arbeitet, hat Kontakte, die über reine Arbeits- und Bürobeziehungen hinausgehen. Daher sind Entwicklungen, besonders in den USA, wo «Lokalreporter:innen» «Lokales» für Medienerzeugnisse landesweit publizieren äusserst bedenklich.

 


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